Doch wie packend historisierendes Musizieren sein kann, zeigte alsbald jener Musiker, der die Zuhörer so zahlreich in dieses Konzert der «Meisterinterpreten»-Reihe gelockt hatte: der Zürcher Blockflötist Maurice Steger. Und er unterstrich, kaum hatte er die ersten Tutti-Takte begleitet, eine seiner Maximen: «Ein Blöckflötensonätli von einem Herrn Weissgottwas ist doch nicht interessant, wenn man nicht auch einen Menschen dahinter hört.» Der Mensch Steger war zu hören, zu spüren und beflügelte mit seinem persönlichen Stil die Kollegen des Orchesters: Telemanns a-Moll-Suite TWV 55a wurde nicht bloss virtuos gemeistert, sondern klanglich ausgereizt. Nach der Pause sauste Steger in ein Concerto von Giuseppe Sammartini. Als Zugabe schenkte Steger dem Publikum einen langsamen Satz aus einer Sammartini-Sonate: innig der Ton, überaus subjektiv, gewiss, ja mit fast romantisierendem Legato. Aber das Sonätli wurde so eine grosse Sonate: von Sammartini › und von Steger.
Konzert Tonhalle Zürich, mit The English Concert, Kritik von Christian Berzins, AZ Medien, 28.2.2008